Philips EE2007 Experimentierkasten

Einleitung

Der krönende Abschluss der EE2000 Reihe waren die Baukästen EE2007 und EE2008. Der EE2007 bestand hauptsächlich aus der Bildröhreneinheit, einem kompletten Oszilloskop im Plexiglasgehäuse, mit einem Eingang zur Modulation der Helligkeit und Batteriebetrieb. In Verbindung mit dem EE2008 konnte damit ein kompletter Fernsehempfänger aufgebaut werden. Das Anleitungsbuch (Dank an Dieser Stelle an Tor Gjerde!) ist selbst schon ein hervorragender Lehrgang im Umgang mit einem Oszilloskop. Natürlich liegt der Reiz vom EE2007 aber in der durchsichtigen Bildröhreneinheit!

Die Kästen EE2007 und EE2008 hatten als Voraussetzung lediglich den EE2003, so daß man für die Durchführung der lehrreichen Experimente auf die EE2004 bis EE2006 verzichten kann. Da die Kästen schon seit 25 Jahren nicht mehr hergestellt werden, sind insbesondere die EE2007/EE2008 rar und begehrt und bringen auf eBay leicht ein paar hundert Euro, während man den Grundkasten, das recht gut ausgestattete EE2003 oft günstig auf eBay ergattern kann.

Wer also auf den bunten Karton keinen Wert legt, kann mit den hier zusammengetragenen Informationen seinen persönlichen EE2007 zusammenstellen, und das zu einem Bruchteil der Kosten. Natürlich muß man etwas basteln, aber dafür ist das ja auch Hobby...

Inhalt

Die übrigen Teile des EE2007 mit Ausnahme der Bildröhreneinheit sind in jedem besseren Elektronikgeschäft zu bekommen, im folgenden ist tabellarisch aufgeführt, wo man welches Teil bekommen kann, bzw. welches Teil als Ersatztyp geeignet ist. Die Transistoren sitzen eigentlich auf diesen kleinen Platinchen, aber man kann notfalls auch an jedes Beinchen einen langen Draht anlöten und die Teile direkt einbauen. Das Platinchen hat den Vorteil, dass die Anschlüsse beschriftet sind.

BauteilBeschreibung
BatteriehalterDen Batteriehalter für 4 Monozellen habe ich in der originalen Stabform nicht gefunden, aber es gibt z.B. bei Conrad Halter für 4 Monozellen in Reihe, die optimal geeignet sind. Man kann auch 4 Einzel-Monozellenhalter auf eine Trägerplatte schrauben oder kleben.
BA2171N4148
10k Trimmer"Nur" für den Fernsehempfänger benötigt, andere Bauform von Conrad o.ä. auf Platine oder mit Drähten befestigen
TreibertransformatorDer Transformator war auch im EE2004 enthalten, und da EE2007 nicht den EE2004 voraussetzt, reicht der eine Trafo völlig aus. Ansonsten hilft nur: selberwickeln!

Die Bildröhreneinheit

Das Herzstück des EE2007 ist natürlich die Bildröhreneinheit. Und weil die so schlecht zu bekommen ist, folgt hier eine Beschreibung, wie ich mir so ein Teil selbst aufgebaut habe. Aber zuerst eine Warnung: Die Bildröhreneinheit erzeugt ca. 800V Hochspannung! Wer sich so ein Ding aufbaut, sollte wissen was er tut, und sich mit sowas auskennen! Ich übernehme keine Verantwortung falls jemand mit dieser Anleitung so ein Teil nachbaut!

Außerdem: Das Copyright zu dieser Seite liegt bei mir. Eine kommerzielle Nutzung dieser Anleitung ist hiermit ausdrücklich untersagt! Das richtet sich insbesondere an diejenigen, die auf eBay fotokopierte EE2007 Anleitungen und allerlei Schrott unter dem Suchbegriff EE2007 zu verkaufen versuchen!

Das Herzstück der Bildröhreneinheit ist die Oszi-Röhre DG7/32. Das Teil war einmal sehr gängig, und war in vielen Oszilloskopen (z.B. Hameg HM107) verbaut. Auf eBay sind diese Röhren/Oszis häufig zu finden, und sollten gebraucht für 25 Euro oder weniger zu haben sein. Eine neue Röhre (so man denn eine findet) kostet ca. 50-100 Euro.

Schaltplan Hat man eine DG7-32 gefunden, ohne Einbrennflecken, und mit Heizung ohne Unterbrechung, ist das Schlimmste überstanden.

Ein Blick auf den Schaltplan im Handbuch zeigt, daß fast durchweg mit Standardbauteilen gearbeitet wurde, bis auf den Trafo zur Hochspannungserzeugung. Ein geeignetes Exemplar ist z.B. der EFD25, der klein genug für die Platine ist, und dennoch genug Platz für die Wicklungen bietet.

Der Transformator

Der Transformator ist das Herzstück des Spannungswandlers. Zur Verwendung kommt ein Spulenkörper des Typs EFD25 von Epcos, dazu zwei Kernhälften und zwei Befestigungsklammern. Achtung: der Kern muß einen Luftspalt von 0.3-0.5mm aufweisen! Außerdem: Beim Wickeln der Spule sind Spulenanfang und -ende sowie Wickelrichtung imminent wichtig! Ich habe die Spule so gewickelt:

Unten auf dem Spulenkörper sind Anschlussnummern eingeprägt. Los geht's mit Anschluß 1. Dort wird Kupferlackdraht 0.2-0.25mm angelötet, und 60 enge Windungen aufgebracht. Ist Anschluß 1 in der linken Hand, wickelt die rechte Hand im Uhrzeigersinn. Wenn man den Draht stramm wickelt, paßt er komplett einlagig auf den Spulenkörper. Das Ende wird an Anschluß 10 umwickelt und festgelötet.

Spule Die Steuerwicklung beginnt an Anschluß 9, und wird, wenn noch genug Platz ist, direkt hinter der ersten Wicklung weitergewickelt, im gleichen Wickelsinn! Die zehn engen Windungen passen bei 0.2mm Draht gerade noch auf die erste Lage. Das Ende wird an Pin 2 festgelötet. Das Ergebnis, die ersten 70 Windungen, sieht man im Bild rechts.

Jetzt werden die Primärwicklungen mit einer (!) Lage Teflonband von der Sekundärwicklung isoliert. Isoliert man zu dick, paßt hinterher nicht mehr alles auf den Kern!

Weiter geht's mit der Sekundärseite. Hier wird der Anfang an Pin 7 gemacht, gleicher Wickelsinn. Mit 0.1mm Kupferlackdraht werden 300 Windungen aufgebracht, und an Pin 6 das Ende festgelötet, aber NICHT abgekniffen! Stattdessen geht es weiter im gleichen Wickelsinn mit nocheinmal 450 Windungen. Das Ende an Anschluß 5 festgelötet, und fertig ist der Trafo! Zwischen den einzelnen Lagen wieder Teflonband zur Isolation aufbringen.

Sonstiges

Die Dioden BA148 sind nicht mehr erhältlich, aber die BA158 ist ein geeigneter Ersatztyp. Für die Transistoren gilt ähnliches, siehe Hinweise in der Teileliste.

Gegenüber der Originalschaltung wurde noch ein kleines Detail geändert; R42 wird durch ein 500 Ohm Poti ersetzt, mit dem die Wandlerschaltung justiert werden kann. Mein Dank gilt Josef Kölbl von der FH Deggendorf für diesen Tip. Ihm verdanken wir auch die Wickeldaten für den Trafo. Er hat den Kern EF25 mit 0.5mm Luftspalt eingesetzt, der EFD25 ist jedoch etwas kleiner, daher habe ich ihm den Vorzug gegeben. Allerdings habe ich keine Quelle für einen EFD25-Kern mit 0.5mm Luftspalt gefunden (zumindest keine, die Stückzahlen unter 650 Stück verkauft), daher die Verwendung von einem Kern mit 0.3mm Luftspalt.

Außerdem gilt mein Dank Norbert Schneider für Bilder und Abmessungen der Originaleinheit, und natürlich für aufmunternde Worte.

Ansonsten unbedingt die Spannungsfestigkeiten (und Rastermaße) der Bauelemente beachten, das gilt auch für Potis, Widerstände und die isolierten Drähte zur Röhre! Wenn man z.B. Wima Kondensatoren bestellt, unbedingt das Rastermaß bei der Bestellung mit angeben, weil Wima Kondensatoren mit identischen elektrischen Daten teilweise in unterschiedlichen Rastermaßen fertigt!

Die Anschlüsse für die Heizung sind Lötnägel 1.3mm Durchmesser, die übrigen Anschlüsse sind Flachstecker 5x0,5mm.

Ich habe der Nostalgie (und der Qualität!) wegen ausschließlich Elkos von Philips (bzw. BC-Components) eingesetzt, die übrigen Kondensatoren sind von Wima und handelsüblich. Die Abmessungen der Platine sind mit 265x90mm genau so groß wie das Original.

Das Gehäuse

Läuft soweit alles, muß das Ganze natürlich berührungssicher eingebaut werden, und weil man was sehen will, braucht man auch da Plexiglas. Die folgende (schlechte) Zeichnung zeigt eine Möglichkeit für so ein Gehäuse. Die Röhre darf nicht umherklappern, und die Platine muß bis auf die Anschlüsse berührungssicher eingebaut sein. Nochmal: die Hochspannung ist gefährlich!

ToDo: Gehäusebeschreibung

Bezugsquellen

Die Platine ätzt man sich am Besten selbst, weil sie aufgrund der Größe nicht ganz billig sein wird. Aber natürlich kann man sie sich auch fertigen lassen, z.B. im PCB-Pool. Das Layout im Eagle-Format findet sich hier.

Kleinkram wie Widerstände und Kondensatoren werde ich hier nicht aufführen, aber ich empfehle, die Rastermaße der Platine anzuschauen, damit die Hochspannungskondensatoren alle passen. Und natürlich müssen alle Bauteile, auch die Widerstände, die nötige Spannungsfestigkeit aufweisen!

Die übrigen "exotischen" Teile sind in der folgenden Tabelle aufgeführt, die Halbleiter der späteren Versionen der Bildröhreneinheit stammen von Norbert's Webseiten/Markus Niederseer:

Bezeichnungspätere VersionErsatztyp/TeilenummerBezugsquelle
BildröhreDG7/32z.B. eBay
SpulenkörperB66422-B1010-D1 od. B66422-W1010-D1z.B. Schuricht o. Conrad
KernhälfteB66421-G-X187z.B. Schuricht o. Conrad
Kernhälfte 0.3mm LuftspaltB66421-U250-K187z.B. Schuricht
Klammer (2x)B66422-B2000z.B. Schuricht o. Conrad
AD162-z.B. Kessler Elektronik oder Bürklin
BF178BF338-z.B. Kessler Elektronik
BSW69BSS38BF258-
BA148BY206BA158z.B. Kessler Elektronik
BYX10-z.B. RS-Components
Elko 22uF/350VELI 22/350z.B. Kessler Elektronik
SP11 Ohm WiderstandDrossel 77A/10mHz.B. Kessler Elektronik
Anschlußkontakte 5x0,5mmLST1094Kessler Elektronik
Lötnägel 1,3mm (Heizung)LN1,3mmKessler Elektronik